Könnt Ihr Euch noch an die Gruselgeschichte von
- hier - erinnern?
Ich mag solche Legenden aus vergangenen Zeiten von Schlössern und Kirchen zu gerne.
Und darum möchte ich Euch heute die Geschichte vom Pakt mit dem Teufel erzählen.
Habt Ihr Lust?
Wir schreiben das Jahr 1433 in Wien.
Mehr als ein Jahrhundert hat sich bereits die Arbeit am Bau der Stephanskirche hingezogen.
Nun aber ist das stolze Werk fast vollendet.
Der schlanke Südturm mit seinen 13 Glocken ragt in seiner ganzen Schönheit himmelwärts,
nun fehlt zum Glück der Wiener nur noch der Nordturm.
Die Stadtväter haben ein großes Ausschreiben erlassen, um den tüchtigsten Baumeister zu finden, welcher in kürzester Zeit und mit dem geringsten Mitteln den Turm vollenden wird.
Unter den vielen Bewerbern befindet sich auch der junge Baumeister Hans Puchsbaum,
welcher kurz und bündig erklärt:
"Ich mache die Arbeit in der Hälfte der Zeit, die andere dazu brauchen!"
So wird ihm der Auftrag des Baus natürlich nur zu gerne übertragen.
Hans Puchsbaum ist ein bis dato unbekannter Meister, welcher durch die rasche Vollendung eines so gewaltigen Werkes hofft, zu Ehre und Ansehen zu gelangen und dadurch endlich um die Hand seiner großen Liebe Marie anhalten zu können.
Deren reichen Eltern ist der einfache Bauherr bislang nicht gut genug...
Rasch wird nun der Turm in Angriff genommen und das Werk schreitet kräftig voran.
Doch schon nach kürzester Zeit gibt es die ersten Hindernisse.
Die Bauberechnungen wollen nicht stimmen, die Zufuhr des Baumaterials verzögert sich und Meister Puchsbaum erkennt, er wird wohl nicht zum angegebenen Termin fertig werden.
Sorgenvoll steht er vor dem angefangenen Turm und sucht nach einem Ausweg aus seiner schwierigen Lage, doch guter Rat ist nun teuer.
Als er eines Abends wieder verzweifelt am Fuße des Turms steht und überlegt, wie er die Arbeit beschleunigen und sein Versprechen einhalten könne, steht mit einem Mal ein sonderbar aussehender Mann in grünem Wams neben ihn und blickt ihn lachend an.
"Du erbarmst mir", beginnt der Fremde, "denn ich weiß, welcher Kummer dich bedrückt!"
"Wer bist du und was willst du von mir?" fragt unser Meister erschrocken.
"Wer ich bin, ist rasch gesagt", entgegnet der Fremde.
"Man nennt mich den Teufel. Und was ich will, soll dir von Nutzen sein."
Der Meister hebt beschwörend die Hände zum Himmel und ruft:
"Du Schrecklicher, hinweg mit dir, ich will nichts von dir."
Der Satan aber grinst und fährt fort:
"Wenn ich dir helfe, den Turm in weit kürzester Zeit fertigzustellen, als du versprochen hast, und wenn du dadurch die Hand deiner Geliebten erringst, willst du dann auch auf meine Hilfe verzichten?"
Der arme Meister beginnt zu schwanken, denn die Versuchung ist zu groß.
"Was verlangst du für deine Hilfe?" fragt er schließlich den Teufel.
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Der Nordturm |
"Nicht viel", entgegnet dieser.
"Du darfst nur während der gesamten Bauzeit weder den Namen Gottes noch die Jungfrau Maria noch sonst einen Heiligen nennen".
Diese Bedingungen scheinen unserem Meister nicht schwer oder gar gefährlich und er schließt mit dem Teufel den Pakt.
Von diesem Tag an wächst der Nordturm zusehends. Es gibt keine Hindernisse oder Verzögerungen mehr, alles klappt wie am Schnürchen.
Nicht nur die Stadtväter und Bürger Wiens staunen, nein auch der Meister selber ist erstaunt,
wie flott es vorwärts geht.
Mit frohem Herzen denkt er an seine Maria, deren Hand ihm nun gewiss scheint.
Umso freudiger ist er, als er sie von der Höhe des Turms aus erblickt, als sie raschen Schrittes über den Platz läuft. Sie ist es, ganz sicher, es ist seine Maria. Sie jedoch bemerkt ihn vom Fuße des Doms aus nicht in der Höhe weit oben. Da ruft er aus übervollem Herzen ihren so geliebten Namen "Maria".
Noch hat er das Wort nicht zu Ende gesprochen, da schwankt plötzlich das Gerüst, auf dem er steht, ein donnerähnliches Krachen erschallt und die Balken des Gerüsts, Schutt und Mauertrümmer des einstürzenden Turms reißen Hans Puchsbaum in die Tiefe.
Ein schauriges Hohngelächter gellt über den ganzen Platz und für einen Moment schwebt die riesenhafte Gestalt eines grüngekleideten Mannes mit grinsender Fratze über den Trümmern des Bauwerks.
Der Leichnam des Meisters jedoch bleibt trotz Suche für immer verschwunden und der Bau des Nordturms wird nun eingestellt und nie vollendet.
Nun wisst Ihr, warum der Stephansdom heute zwei so unterschiedliche Türme hat.
Die Bilder habe ich letzten Monat dort im Urlaub gemacht.
Als Kind habe ich von dieser Geschichte das erste Mal gehört und nun hat sie unsere tolle Wiener-Stadtführerin zu meiner Freude wieder aufleben lassen.
Herr Niwibos Kommentar nach der Geschichte war nur
"Da sieht man, was eine einzige Frau alles zerstören kann"...
Die S/W Bilder sind mein Beitrag für Fraukes Schwarz-Weiß-Blick.
Und Euch wünsche ich nun einen gruselfreie Start in die Woche
♥ Ganz liebe Montagsgrüße ♥