Die graue Maus
von Conny Cremer
Wie in jedem Jahr waren die Adventswochen wieder hektisch gewesen.
Sie hatten Kostüme geändert, ausgebessert oder sogar komplett neu hergestellt.
Dann hatte sie alle nötigen Requisiten begutachtet und bei Bedarf repariert, ausgetauscht oder ebenfalls komplett neu gemacht. Auch das Bühnenbild hatte sie überarbeitet und so hergerichtet,
als sei es noch nie vorher benutzt worden.
Jetzt saß sie in der kleinen Kammer neben der Sakristei aus der sie Stimmen vernahm.
Es waren die Kinder und Mütter, die das Krippenspiel in der Kirche aufführen würden,
für das sie alle Vorkehrungen getroffen hatte. Sie hatte ihnen alles hingelegt und gestellt,
was für die Aufführung nötig war. Die Kostüme in Reihe aufgehängt, so wie sie benötigt wurden.
Alle Requisiten dazu gestellt und beschriftet, welches Teil zu welchem Kostüm gehörte.
Sie saß da und lauschte. Jetzt ging es in die Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Am heiligen Abend war die ganze Gemeinde da, auch die U-Boot-Christen,
die immer nur an Weihnachten auftauchten.
Aufmerksam verfolge sie die Aufführung des Krippenspiels, dann die gesamte Christmette und danach die ganzen Danksagungen an die Beteiligten und Darsteller. Danach lauschte sie dem Stapfen der Schuhe und Stiefel,
die die Kirche verließen. Sie hörte, wie in der Sakristei die Messdiener und der Pfarrer sich umkleideten und dann ebenfalls die Kirche verließen.
Dann war alles Still. Keiner war in ihr Kämmerlein gekommen - nicht einmal der Pfarrer war bei ihr gewesen. Niemand hatte ihren Namen erwähnt und somit hatte auch keiner nach ihr geschickt,
um sich bei ihr zu bedanken. Sie hatte ja nicht groß auf die Bühne gewollt oder mit Dankesarien gefeiert werden wollen. Aber hätte nicht wenigstens der Pfarrer bei ihr vorbei schauen können,
um ihr zu sagen, dass sie wieder alles schön zu Recht gemacht habe?
Enttäuscht zog sie ihren Schal vom Stuhl und band ihn sich um. Dann stand sie auf und wollte die Tür öffnen, als sie kurz erschrak. Sie hatte eine Bewegung an der Tür gesehen und schaute jetzt genauer hin.
Da sah sie eine kleine Maus sitzen, die ihr ungeniert ins Gesicht starrte.
"Beinahe hätte ich dich übersehen, so grau, wie du bist," sagte sie zur Maus und lächelte bei dem Gedanken, sich mit einer Maus zu unterhalten. Als habe das Tier sie verstanden, kam es ein paar Schrittchen näher und stand jetzt im kleinen Lichtkegel, den die einzelnen Deckenlampe ergab.
Hübsch war die die kleine Maus, zwar tatsächlich grau, aber hübsch.
Sie bückte sich herab und die Maus blieb unbeeindruckt sitzen. Kurz überlegte sie,
dann hielt sie der Maus die Hand hin. Und tatsächlich sprang die Maus in die Hand,
drehte sich und flitzte zum Schal hinauf. Dort wuselte sie sich tief in den Schal und rollte sich am Hals ein. Verdutzt stand sie da, mit einer Maus am Hals im Schal eingebettet.
Nach kurzer Überlegung öffnete sie die Tür, schloss alles gut hinter sich ab und ging nach Hause. Dort angekommen kam die Maus aus dem Schal gekrochen und setzte sich mit ihr an den mit Keksen und Kakao gedeckten Tisch. Sie feierten Weihnachten gemeinsam, die kleine und die große graue Maus, die sonst niemand sah.
Und damit hatte sie die schönsten Tage, die sie bisher in der Gemeinde erlebt hatte.
Im nächsten Jahr fand kein Krippenspiel mehr statt. Man hatte vergessen, dass jemand sich um Kostüme, Requisiten und Bühnenbild kümmern muss und die nette Damen, die das bisher wohl immer gemacht hatte,
war in diesem Jahr nicht da gewesen. Leider hatte keiner eine Ahnung,
wer sie gewesen war.
Hat sie Euch gefallen?
Eigentlich ist es eine Kindergeschichte, aber ich finde sie auch für Erwachsene genau richtig.
Denn wie oft nehmen wir etwas für ganz selbstverständlich hin, ohne uns zu bedanken.
Bis Weihnachten ist noch eine Woche Zeit um an die Menschen zu denken, die auch ein kleines Danke verdient haben. Jeder von uns hat bestimmt solch eine "graue Maus" in seinem Bekanntenkreis. Denkt mal darüber nach...
Bei uns ist es eine freundliche ältere Nachbarin, deren zwei Parkplätze vor dem Haus unsere Jungs ganz selbstverständlich in Beschlag nehmen ohne groß Nachzudenken.
Sie hat nämlich kein Auto - wir dafür vier...
Aber wenn sie mal Besuch bekommt und einen Parkplatz braucht, ist das Gemaule der beiden Herren schon hörbar. Denn dann muss einer der beiden ja ein paar Meter entfernt auf der Straße parken.
Und diese liebe Nachbarin bekommt auf jeden Fall einen weihnachtlichen Blumengruß als Dankeschön
So, das waren meine Gedanken zum 3. Advent.
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag und morgen einen guten Start in die Woche.
Nun schaue ich bei
Elbcuisine vorbei, denn bei ihr geht heute die
Reise in den Advent weiter...
Ganz liebe Grüße
Eine wirklich hübsche Geschichte, und da ist man nie zu alt sie zu hören, oder zu lesen.
AntwortenLöschenIch selbst habe eine gute Freundin, der ich danken will, einfach weil sie immer für mich da ist. Und deine Nachbarin scheint sehr nett zu sein, dass sie dort parken lässt.
LG und schönen 3ten Advent, Martina
ja liebe Nicole, die Geschichte gefällt mir, ganz liebe Grüße und einen schönen dritten Advent ! herzlich Kathrin
AntwortenLöschenLiebe Nicole,
AntwortenLöschenwas für eine süße, kleine Geschichte - aber auch eine recht traurige...
Vielleicht hatte die Dame auch ein wenig ihre Situation selbst gewählt?!
Niemand ist verdonnert, allein im grauen Kämmerlein zu hocken und alles im Verborgenen zu tun. Zum Krippenspiel darf jeder hinzukommen und mitfeiern.
Einen schönen 3. Advent dir!
Herzlicher
Claudiagruß
... von der, die jetzt gleich zur Kirche geht, dort mit dem Chor singt und auch sehr gern so einer kleinen Maus begegnen würde ;o)
Eine schöne Geschichte! Sind wir Mütter nicht manchmal die grauen Mäuse? Stell dir vor, wir würden uns mal, gerade an Weihnachten, nicht um alles kümmern?
AntwortenLöschenEinen schönen 3. Advent wünsche ich dir und deinen Lieben,
herzlichst Tanja
Guten Morgen Nicole,
AntwortenLöschendanke für diese schöne Geschichte. Ich habe gestern noch ein Päckchen für so eine "graue Maus" gepackt. Eine liebe ältere Dame, die sich im Verein um vieles kümmert. Immer bescheiden und im Hintergrund.
Ich wünsche dir einen schönen 3. Advent.
Liebe Grüße vom leicht verschneiten Niederrhein.
Tina
Liebe Nicole,
AntwortenLöschendie Geschichte finde ich total schön und das es "nur" eine Kindergeschichte ist stört mich nicht. Im Gegenteil ist es nicht schön wenn man sich ein bissel Kind sein bewahrt hat? :)
Ein kleines bischen errinnern mich die zwei an uns Mütter, die ja auch immer an allen Festtagen, Geburtstagen ect. bereit stehen und sich kümmern ... .
Viele lieben Grüße an euch alle und eine tolle Adventszeit wünscht euch eure nähbegeisterte Andrea
Bello blog!!!!!
AntwortenLöschenPodrá enviarme boletines???
Gracias
Sehr süß :))
AntwortenLöschenWünsche Dir und Deinen Lieben einen schönen dritten Advent :))
LG heidi
Was für eine schöne Geschichte, die aber auch etwas traurig macht und zum Nachdenken anregt. Ja, wir nehmen so vieles als selbstverständlich hin, aber ein kleines Danke kann so viel bewirken. Auch ich werde dieses Jahr wieder kleine Geschenke an liebe 'graue Mäuse' verteilen, das ist eine Herzensangelegenheit bei mir. Sogar mein Mann fragt mich jedes Jahr, ob ich schon die kleinen Päckchen für die und die gepackt habe.
AntwortenLöschenEinen schönen 3.Advent und LG Gundi
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenwas für eine schöne Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe!
Dir einen lichtervollen 3. Advent und
liebe Grüsse
Eda
einfach zuckaaaaaasüß des GSCHICHTAL,,,,,
AntwortenLöschenund de liaben BUIDLN dazu,, ein toller POST,,,,freu,,,freu
wünsch da no an feinen ABEND
bussale bis bald de BIRGIT
liebe Nicole, danke für diese geschichte von Ulla! sie spricht bestimmt viele an, und wie in den Fabel ist es da ein tier, eine kleine graue maus, die uns mehr lernt * viele menschen werden bei feiern vergessen und ein geschenk zeigt ihnen das man an sie gedacht hat und das gibt ihnen mut und gleichzeit auch uns damit *
AntwortenLöschenlieber gruss zum 3.advent ! mo
Eine zauberhafte Geschichte! In der Weihnachtszeit versuchen wir immer allen nochmal zu danken mit Karten und kleinen Geschenken, vom Briefträger, Zeitungsausträger bis hin zu lieben Nachbarn. Ich finde es schön zu sehen, wie Kleinigkeiten andere erfreuen. Wünsche dir einen schönen 3. Advent. Liebe Grüße Yvonne
AntwortenLöschenIch finde fast jede Kindergeschichte passt auch gut zu uns Erwachsenen - hat immer viel Wahrheit oder Weisheit drin! Diese gefällt mir ganz besonders - Es gibt je länger je mehr Menschen, die eine unerwartete Freude nötig haben. Deine Nachbarin ist ja goldig und sie wird sich ganz bestimmt über deinen Blumengruss sehr freuen! Ich wünsche dir eine schöne Adventswoche und dann fröhliche Weihnachtstage! Herzlichst Rita
AntwortenLöschenHallo Nicole,
AntwortenLöscheneine süße Geschichte, bin auch noch am Kleinigkeiten werkeln für die lieben Geister um mich herum.
L.G.KarinNettchen
Liebe Nicole,
AntwortenLöschendanke,daß du uns mit dieser süßen Geschichte die Adventszeit versüßt hast:)
Unsere Nachbarin,die öfters mal ein Päckchen annimmt von uns,bekommt zu Weihnachten auch eine Kleinigkeit.
Sei ganz lieb gegrüßt von
Kristin
Liebe Nicole,
AntwortenLöschendie Geschichte finde ich total schön .....ich versuche auch in der Weihnachtszeit mich bei allen zu bedanken, es muss nicht viel sein, eine nette Karte, ein paar Plättchen..
Ich wünsche Dir eine leichte, entspannte Woche
Liebe Grüße
Karina
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenso eine schöne Geschichte - und so nah an der Realität.
Meine Freundin arbeitet hier in der Gemeinde, ist für dies und jenes verantwortlich, die Leute überschütten sie mit Wünschen und Erwartungen und am Ende heißt es: "Frau XY, sie schaffen das schon, sie machen das doch jedes Jahr so schön!"
Auch wenn sie nicht übersehen wird, ihre Arbeit wird oft nicht richtig (ein)geschätzt, ich denke, diese Geschichte ist wie für sie geschrieben.
Deine Gedanken zum Thema Dankbarkeit gefallen mir sehr, hab eine schöne dritte Woche
Gudrun
Was für eine schöne Geschichte, mit einem leider sehr wahren Kern...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
was für eine schöne ..nachdenklich machende Geschichte
AntwortenLöschensicher gibt es viele solcher "grauen Mäuse"
ohne sie würde manches nicht laufen
und nicht immer bekommen sie den Dank der ihnen gebührt
liebe Grüße
Rosi
Das ist eine sehr schöne Geschichte und ich finde es schön, dass du deiner Nachbarin mit einem Blumengruß (d)einen Dank aussprechen wirst. Eine sehr schöne Geste.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anni